Unsere
Definition von Sex hat sich im Laufe der Zeit verändert und mit ihr auch unsere Erwartungen. Wir lieben es, von den Sexkapaden und Dates unserer Freund:innen zu hören. Um eine Story interessanter zu machen oder aus Sorge, dass wir einem imaginären Sexstandard nicht gerecht werden, übertreiben wir dabei manchmal ein wenig.
Im Folgenden haben sich zehn Frauen freundlicherweise dazu bereit erklärt, intime Details über ihr Sexualleben mit uns zu teilen. Sie sprechen darüber, wie sich ihr Sexleben im Laufe ihrer Langzeitbeziehung verändert hat – ganz ohne kleine Unwahrheiten.
Sie erzählen, wie sich neue Lebenseinstellungen und -umstände oder ein geringerer Sexualtrieb auf das Liebesleben auswirken können. Dadurch wird klar, dass unser Sexleben selten linear verläuft und dass es immer Raum für Veränderungen bzw. Verbesserungen gibt.
Blythe, 28, seit sechseinhalb Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Wir hatten ziemlich regelmäßig Sex.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Dieses Jahr hatten wir noch keinen Sex, was bedeutet, dass wir seit fünf Monaten nicht mehr miteinander geschlafen haben.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? In unserer Beziehung spielt Sex einfach keine große Rolle. Für uns ist Intimität gemeinsam verbrachte Zeit. Vollzeit zu arbeiten und oft müde zu sein, hat zu dieser Veränderung beigetragen. Wir sind immer noch zärtlich miteinander – nur auf eine andere Art und Weise als zu Beginn.Kat, 28, seit sieben Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Jedes Mal, wenn wir uns sahen, schliefen wir auch miteinander. Wir waren auch die ersten Langzeitpartner:innen füreinander. Das, kombiniert mit der Tatsache, dass die Beziehung ganz frisch war, war der Grund dafür, dass wir so viel Sex hatten.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Nach sieben Jahren sind wir definitiv nicht mehr so sexuell aktiv wie früher. Nach etwa drei Jahren verfiel ich in eine schwere Depression und hatte Angstzustände . Seitdem ist mein Sexualtrieb nicht mehr derselbe. Wenn ich müde und gestresst bin, habe ich viel weniger Lust auf Sex. Zurzeit haben wir etwa einmal pro Woche penetrativen Sex (manchmal sogar einmal alle zwei Wochen), aber auch nicht-penetrative Formen von Intimität, um unsere jeweiligen Bedürfnisse zu befriedigen. Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Wie ich bereits erwähnte, habe ich weniger Lust auf Sex. Wenn ich genauer darüber nachdenke, kann das auch zum Teil mit meiner eigenen Körperwahrnehmung zusammenhängen. Meistens liegt meine geringere Lust aber daran, dass ich müde und erschöpft bin und keine Energie mehr habe. Außerdem habe ich festgestellt, dass Sex mit zunehmendem Alter nicht mehr so eine wichtige Rolle spielt, um mich in unserer Beziehung erfüllt zu fühlen.Nicole, 29, seit sieben Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Wir hatten jedes Mal Sex, wenn er bei mir übernachtete, also mehrmals pro Woche.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Wir haben vielleicht einmal alle drei Monate oder so Sex. Wir sind beide sehr glücklich in unserer Beziehung und immer noch sehr verliebt. Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Ich habe Sex noch nie wirklich sehr gemocht ; es würde mich nicht stören, ganz darauf zu verzichten. Am Anfang war es aufregend, ihm einfach nur nahe zu sein, aber es war mir nie sehr wichtig. Ich bevorzuge Vorspiel und Kuscheln. Mein Partner respektiert das sehr und hat mich nie unter Druck gesetzt. Ich weiß, dass er es wirklich genießt, mit mir zu schlafen. Zudem wollen wir eines Tages Kinder haben, also tun wir es immer noch, aber es kommt selten dazu. Damit bin ich zufrieden, aber ich frage mich manchmal, ob mein Partner wirklich damit einverstanden ist. Grace, 22, seit zwei Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Wir hatten drei- bis viermal pro Woche Sex. Dabei ging es leidenschaftlich und – mit beidseitigem Einverständnis – etwas grob zu.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Wir haben jetzt ein- bis zweimal im Monat Sex. Der Ablauf ist jetzt viel langsamer und kontrollierter und die Penetration sanfter.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Ich hatte schon immer Schmerzen beim Sex. Anfangs war mir auch nicht klar, dass es auch anders geht. Ich dachte, es sei normal, dass es mir danach tagelang nicht gut ging. Nachdem bei mir Endometriose und Adenomyose diagnostiziert wurden, konnte ich verstehen, warum Sex bei mir immer mit Schmerzen verbunden war. Nach einer Operation konnten wir drei Monate lang nicht miteinander schlafen und tasteten uns dann langsam wieder an sanften Sex heran. D., 25, seit drei Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Wir hatten mindestens fünf- oder sechsmal pro Woche Sex.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Wir haben etwa einmal in der Woche oder hie und da alle paar Wochen Sex.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Seitdem wir zusammengezogen und uns deshalb noch näher gekommen sind, haben wir beide Wurzeln geschlagen und empfinden nicht mehr diesen Drang, miteinander zu schlafen. Obwohl wir uns immer noch heiß lieben, dreht sich unsere Beziehung einfach nicht mehr so sehr um Sex. Stattdessen kuscheln oder machen wir lieber rum.Leah, 23, seit vier Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Am Anfang war der Sex unglaublich, aber nach zwei oder drei Jahren fing ich langsam an, mich im Bett zu langweilen.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Ich sagte ihm, dass mir unser Sexleben etwas zu routiniert war. Daraufhin bemühte er sich aktiv darum, Leidenschaft und Spontaneität ins Schlafzimmer hineinzubringen. Durch jahrelange Übung ist unser Sexleben jetzt sogar besser als zu Beginn . Er weiß genau, was ich brauche.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Kommunikation und die Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren und herumzuexperimentieren... und auch Liebe. Wir sind einfach so ineinander verliebt. Das hilft uns auch im Bett, weil es bedeutet, dass wir uns wirklich darum bemühen, einander sexuell zu befriedigen.Rae, 26, seit zwei Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Unbeholfen und schwierig, weil wir beide extrem religiös erzogen worden waren und uns deshalb zu Beginn schwertaten, unserem Sextrieb freien Lauf zu lassen. Außerdem hatte ich wegen meiner Endometriose Schmerzen beim Sex.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Superheiß! Es gibt nichts Besseres. Wir versuchen unterschiedliche Dinge im Bett und definieren neu, was Sex für uns bedeutet . Übung macht den Meister bzw. die Meisterin.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Unsere Weltanschauung und unser Freundeskreis. Außerdem haben wir eine toxische Gemeinschaft verlassen. Wir fingen an, offen über alles zu reden. Buchstäblich alles hat sich seit dem Anfang verändert. Wir haben uns die Mühe gemacht, ganz klar über Sex zu sprechen und zu lernen, worauf wir stehen. Außerdem haben wir viele nützliche Informationen zum Thema gefunden (Come As You Are von Emily Nagoski), was unser Sexleben für immer verändert hat. Lili, 39, seit zehn Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Wir hatten oft Sex und er war leidenschaftlich und emotional. Wir rissen uns gegenseitig die Kleider vom Leib und unsere Nachbar:innen beschwerten sich regelmäßig wegen des Lärms aus unserem Schlafzimmer.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Wir genießen es, miteinander zu schlafen und es geht heiß zu. Wir lassen dabei unserer Kreativität freien Lauf. Wir haben zwar seltener Sex, dafür ist er aber jedes Mal richtig gut.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Gemeinsam altern und sich sicherer miteinander fühlen.Krissy, 24, seit fünfeinhalb Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Es ging sehr heiß zur Sache. Wir konnten die Hände nicht voneinander lassen und probierte ständig neue Dinge aus – von Stellungen bis zu Sextoys .Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Nach fünf Jahren haben wir vielleicht einmal alle zwei bis drei Wochen Sex. Wir lassen es jetzt eher langsamer angehen und sind sehr liebevoll miteinander. Unser Sexleben ist jetzt weniger sexy und leidenschaftlich. Ich vermisse die Art von Sex, die wir früher hatten, und ich frage mich oft, ob das normal ist.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Wir sind sehr beschäftigt. Außerdem leben wir jetzt zusammen und sehen uns also ständig. Deshalb fehlt mir die Vorfreude, die du spürst, wenn du Pläne machst, um dich zu verabreden. Die Spontaneität geht ein wenig flöten; der Ablauf ist ziemlich routiniert.Mina, 28, seit drei Jahren in einer Beziehung Wie sah dein Sexleben zu Beginn deiner Beziehung aus? Der Sex war gut und aufregend und wir beide waren entdeckungsfreudig. Anfangs war ich auch etwas nervös, aber das ist ja immer der Fall, wenn du eine:n neue:n Partner:in hast.Wie sieht dein Sexleben jetzt aus? Besser als je zuvor. Miteinander zu schlafen, fühlt sich intimer an, weil wir uns jetzt so nahe sind (buchstäblich: Wir wohnen jetzt zusammen). Außerdem geht es entspannter zu (weniger ernst, die peinliche Dating-Phase ist vorbei), denn – seien wir ehrlich – nach einem langen Arbeitstag willst du oft einfach nur Netflix schauen und schlafen. Dafür ist es irgendwie sogar bedeutungsvoller, wenn wir es tun.Was steckt deiner Meinung nach hinter dieser Veränderung? Wir fühlen uns wohler und sicherer im Umgang miteinander und wir kennen uns jetzt einfach besser. Außerdem haben wir mit der Zeit ein immer besseres Verständnis dafür, was unsere individuellen Wünsche und Bedürfnisse sind und wie wir sie klar kommunizieren können.Like what you see? How about some more R29 goodness, right here?
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