Lidl setzt auf elektronische Preisschilder — Kunden müssten aber keine Nachteile befürchten, sagen Experten
- Lidl führt in drei deutschen Filialen digitale Preisschilder ein.
- Die elektronischen Etiketten könnten nicht nur die Lebensmittelverschwendung reduzieren, Kunden könnten womöglich auch durch häufigere Rabattaktionen sparen.
- Die Umstellung auf digitale Bepreisung ist der „Vorbote eines Game-Changers im Handel“, sagt ein Experte.
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Real tut es, Saturn tut es und jetzt auch Lidl: Immer mehr Einzelhändler nutzen digitale Preisschilder. Nun hat auch Lidl zunächst in drei Filialen im Umkreis von Heilbronn elektronische Regaletiketten installiert. Die Hightech-Labels sind direkt mit Lidls zentralem Warenwirtschaftssystem verbunden, das wichtige Produktinformationen wie Artikelname, Preis, Menge sowie Inhaltsstoffe fast in Echtzeit an die Regale funkt, wie die „Lebensmittelzeitung“ schreibt.
Das bedeutet, Lidl-Mitarbeiter müssen an diesen Regalen künftig nicht mehr bei jeder Preisänderung neue Papieretiketten ausdrucken und anbringen. Das spart Lidl viel Zeit — und damit auch Personalkosten. Auf Anfrage von Business Insider sagt ein Lidl-Sprecher: „Lidl testet fortwährend neue, innovative Verfahren mit dem Ziel, die Abläufe in der Filiale zu optimieren und effizienter zu gestalten.“
Die digitalen Schilder gelten zunächst jedoch nur für Aktionsware und Verderbliches wie Obst und Gemüse. In diesen Bereichen verändern sich die Preise häufig. Damit könnte unter anderem auch die Lebensmittelverschwendung von frischen Waren wie Obst und Gemüse eingedämmt werden.
Lidl setzt mit den digitalen Preisschildern auf einen Trend
Der Discounter testet die im Fachjargon genannten „Electronic Shelf Labels“ (ESL) aktuell in drei Filialen im Kreis Heilbronn. Seit längerem schon sind aber auch im europäischen Ausland etliche Märkte in der Schweiz, in Frankreich, Belgien, Bulgarien und Litauen inzwischen mit ESL ausgestattet. Und auch Aldi Süd testet laut Informationen der „Lebensmittelzeitung“ die Etiketten in einer Filiale in Duisburg. Auch Saturn und Kaufland nutzen die Technologie bereits in einigen Geschäften.
Denn die digitalen Preisschilder sind vielleicht zunächst in der Anschaffung etwas teurer, zahlen sich jedoch langfristig aus: Lidl spart nicht nur Zeit, Geld und Personal- und Materialkosten, der Discounter kann auch kurzfristig auf Preisänderungen bei der Konkurrenz reagieren. David Gordon, Forschungsleiter bei der Marktforschungsfirma Edge by Ascential, sagt: „ESL ermöglicht es Discountern, kostengünstig und unkompliziert zu arbeiten. Es ist für sie nur von Vorteil.“
Elektronische Etiketten ermöglichen dynamische Preise
Mit der Umstellung auf digital kommt auch die Diskussion um dynamische Preise auf, die sich theoretisch je nach Marktlage minütlich ändern können. Laut Boris Planer, Leiter der Abteilung Go-to-market Insights ebenfalls von der Marktforschungsfirma Edge by Ascential, sagt, die größte Herausforderung in der dynamischen Bepreisung bestehe darin, das Vertrauen der Kunden nicht zu verlieren. Zu große und häufige Preissprünge könnten bei der Käuferschaft den Eindruck erwecken, dass sie abgezockt wird. Die Discounter könnten sich derlei Preisstrategie also gar nicht leisten.
Dass Lidl seine Preise also über die bisherigen Standards hinaus erhöhen würde, hält Planer für eher unrealistisch. Das würden keine Kunden mitmachen, sagt Planer. Hier müssten Händler vorsichtig sein, es dürften keine Personen diskriminiert werden, nur weil sie etwa kein iPhone haben oder aufgrund anderer technischer Kriterien. Planer sagt, die ESL könnten Kunden eher beim Sparen helfen: „Ich erwarte keine negativen Effekte auf die Kunden – im Gegenteil, eher können sie von häufigeren und flexibleren Rabattaktionen profitieren.“
Die E-Etiketten gibt es nicht erst seit gestern. Warum sie in den deutschen Discountern erst jetzt Einzug halten, erklärt Planer so: „Diese Etiketten waren früher ziemlich teuer. Die Preise sinken jetzt, was bedeutet, dass der Punkt, an dem ein Return of Investment erreicht wird, schneller kommt.“ Er findet es denkbar, dass zumindest Aldi und Lidl künftig all ihre Filialen damit ausstatten werden. Langfristig gesehen sei dieser Schritt sei „der Vorbote eines Game-Changers im Handel“.
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